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Projektskizze:
Laufzeit: September
2009 bis August 2010
Projektleiter: Herr
Kurt Schwabe/Georg-Cantor-Gymnasium Halle
Frau Dr. Kerstin Prokoph/ MLU/ Didaktik der Chemie
Kooperationen/
Partner:
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Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg (Fr. Dr. habil. Schlenker - Institut für Geschichte);
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Landesmuseum
für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt, Halle (Fr. Bode, Herr Dr. Wunderlich);
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Salinemuseum
(Herr Kohlert)
Weitere
Betreuer:
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Fr.
Dr. Teichmann (Lehrerin/Fachbetreuerin am G.-C.-Gymnasium)
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Fr.
Seidel (Klassenleiterin der teilnehmenden Schüler aus Klasse 6)
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Herr
Marasus (betreuender Lehramtsstudent der MLU)
Teilnehmer:
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6 lehrende Schüler aus Klasse 10 des
Georg-Cantor-Gymnasiums Halle,
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16
Schüler aus Klasse 6 des Georg-Cantor-Gymnasiums Halle
Projektverlauf:
Das
Projekt begann mit der Vorbereitung der lehrenden Schüler aus Klasse 10. Für
diese Schüler wurde die Teilnahme am Projekt gleichzeitig als
„Wissenschaftlich-praktische Arbeit“ gewertet, die jeder Schüler des
Georg-Cantor-Gymnasiums Halle in der 10. Klasse zu erbringen hat.
Je
zwei Schüler bildeten ein Lehrteam. Jedes Lehrteam wählte ein Themengebiet, welches für die Arbeit
mit den Schülern der sechsten Klasse aufzuarbeiten war. Ein Lehramtsstudent,
welcher in die Betreuung der lehrenden Schüler einbezogen wurde, übernahm die
Verantwortung für ein weiteres Themengebiet. Dadurch konnten die folgenden vier
Themen „erforscht“ werden: Farben, Ernährung, Medizin/Arzneimittel und Beleuchtung.
Aus
schulorganisatorischen Gründen wurde die Arbeit mit den 6.-Klässlern
schwerpunktmäßig in die Projektwoche am Ende des Schuljahres gelegt. Dadurch
blieb während des gesamten Schuljahres Zeit für die Vorbereitung. Jedes Lehrteam war für die Organisation eines Projekttages
verantwortlich. Dazu arbeiteten sich die Lehrenden zunächst in ihr Themengebiet
ein. Hierbei erhielten sie umfassende Unterstützung durch die Universität, das
Landesmuseum für Vorgeschichte und das Salinemuseum
in Halle. Im Ergebnis vielfältiger Recherchen und Erkundungen (Kennenlernen des
mittelalterlichen Alltagslebens im Landesmuseum für Vorgeschichte und im Salinemuseum, Befragungen von Mitarbeitern der Universität
und der Museen, Besuch von Universitäts- und Museumsbibliotheken, Nutzung des
Internets u. a.) bereiteten die lehrenden Schüler die Arbeit mit den
6.-Klässlern vor. Dazu gehörten u. a. die Gestaltung eines Einführungsvortrages
als Powerpoint-Präsentation, die Entwicklung und
Erprobung von Experimenten, die Konzipierung von Arbeitsaufträgen, das
Aufspüren von Geistesblitzen der Region, die Gestaltung eines Zeitstrahles, der
Entwurf eines Logos für jede Arbeitsgruppe sowie das Herstellen und Färben von
mittelalterlichen Mützen für die Lehrenden.
Im
zweiten Schulhalbjahr wurden die Schüler der sechsten Klasse ausgewählt und den
einzelnen Arbeitsgruppen zugeordnet. Von nun an arbeiteten je zwei Lehrende mit
vier Schülern der sechsten Klasse in Arbeitsgruppen zusammen und bereiteten die
jeweiligen Projekttage vor. Beispielsweise untersuchte die Arbeitsgruppe
„Farben“ an der Universität, welche Naturfarbstoffe am besten färben, während
die Arbeitsgruppe „Beleuchtung“ im Landesmuseum für Vorgeschichte Lampen und
Leuchtmittel aus dem Mittelalter erprobte und selbst Öllampen baute. Dabei waren
sie beständig auf der Suche nach Geistesblitzen in der Region.
Darüber
hinaus gab es auch gemeinsame Aktivitäten aller Projektteilnehmer. Bei einem
Besuch im Salinemuseum erfuhren die Schüler von einem
echten Halloren Interessantes über die Bedeutung des Salzes für die Stadt Halle
und die Bräuche der Halloren. Auch konnten sie selbst gesiedetes Salz kosten
und eine Probe davon mit nach Hause nehmen. Im Botanischen Garten erkundeten
sie die Nutzung verschiedener Pflanzen zum Färben, als Gewürz- und Heilkräuter
sowie als Öllieferanten.
Während
der Projektwoche stellten die einzelnen Arbeitsgruppen ihre „Forschungs“-ergebnisse vor. Hierzu wurde von den Lehrenden
unter Einbeziehung der Schüler der 6. Klasse zunächst ein Einführungsvortrag in
Form einer Power-Point-Präsentation gehalten. Darin schilderten sie bezogen auf
das jeweilige Thema das Alltagsleben zur Zeit Luthers und zeigten Entwicklungen
bis zur Gegenwart auf. Bedeutende Geistesblitze wurden dabei auf einem
Zeitstrahl veranschaulicht. Besonders hervorgehoben wurden Geistesblitze aus
unserer Region. Dazu zählten u. a. die Nutzung von Rapsöl in Öllampen des
Mittelalters sowie die Erfindung einer regional typischen Öllampe, die Gründung
der ältesten Schokoladenfabrik Deutschlands („Halloren“) in Halle, die
Erprobung des Aspirins in Halle, die Entstehung der Zuckerrübenindustrie rund
um Halle, die Farbfilmindustrie in Bitterfeld-Wolfen.
Im
Anschluss an die theoretischen Ausführungen konnten die Schüler Experimente zur
jeweiligen Problematik durchführen, z. B. Färben mit Krapp und Indigo,
Schreiben mit selbst hergestellter historischer Tinte und Tusche, eigenes
Salzsieden mit Sole aus dem Salinemuseum, Herstellen
von Hustenbonbons und Teemischungen, Modellexperimente zur Extraktion und
Destillation, Herstellen von Kerzen und Öllampen, Untersuchen verschiedener
Dochte und Leuchtmittel, …
Ein
besonderer Höhepunkt war das Zubereiten eines mittelalterlichen Festmales
gemeinsam mit Mitarbeitern des Landesmuseums für Vorgeschichte. Hierzu
verkleideten sich alle Teilnehmer als Mägde und Knechte und stellten mit
historischen Geräten des Museums verschiedene Speisen her, z. B.: Gemüsesuppe,
Pastete, Spießbraten, Hirsebrei, Fruchtmus, Zwiebelgemüse, Semmelklöße u. a.
Die selbst hergestellten Speisen wurden dann anschließend an einer mit
mittelalterlichem Geschirr gedeckten Festtafel gemeinsam verspeist.
Am
letzten Tag der Projektwoche wurden die Ergebnisse des Projektes der gesamten
Schule vorgestellt. Dazu wurde eine kleine Ausstellung mit selbst hergestellten
Produkten präsentiert. Diese wurde ergänzt durch einen Zeitstrahl mit
Geistesblitzen der Alltagschemie sowie eine Bildershow. Gleichzeitig hatten die
Besucher die Möglichkeit, durch die Teilnahme an einem Quizz kleine Preise zu
gewinnen.
Fazit:
Die
Arbeit am Projekt stellte für alle Teilnehmer eine gute Möglichkeit dar,
regionale Alltagsgeschichte hautnah zu erleben und sich durch vielfältige
Aktivitäten selbst einzubringen. Insbesondere die Schüler der sechsten Klasse
waren von dem stark handlungsorientierten und forschend-entwickelnden Konzept
des Projektes begeistert. Für die lehrenden Schüler der zehnten Klasse war es
eine besondere Herausforderung, jüngeren Mitschülern selbst gewonnene
Rechercheergebnisse zu vermitteln und sie in gemeinsame Aufgaben einzubeziehen.
Hierbei erwies sich eine umfassende Unterstützung durch die betreuenden
Lehrkräfte als unerlässlich.
Die
im Ergebnis des Projektes erarbeiteten Materialien (z. B. Zeitstrahl mit
Geistesblitzen, Experimentieranleitungen für Schüler, Modelle) sind gut für
eine Nachnutzung im Unterricht und im außerschulischen Bereich geeignet. Um die
Projektidee weiter zu verbreiten sind gemeinsame Lehrerfortbildungen mit der
Universität, dem Landesmuseum für Vorgeschichte und dem Salinemuseum
geplant.
Abschließend
möchten wir uns nochmals recht herzlich für die finanzielle Unterstützung
unseres Projektes bedanken. Die Erprobung unserer Projektidee hat zu vielen
neuen Erfahrungen und weiteren Ideen geführt, um Schüler für
Naturwissenschaften und Geschichte zu begeistern.